Dienstag, 17. Mai 2016

Was ist Disziplin?

Die ersten Beiträge werden hauptsächlich im Blog wiederkehrende Begriffe erklären. Heute fange ich mit der Disziplin an. In unserem Kontext bzw. auf unserer Reise meinen wir mit Disziplin die sogenannte Selbstdisziplin. Eigentlich ist Disziplin der totale Spaßkiller. Entweder wir machen etwas eher Unangenehmes oder wir vermeiden einen möglichen Genuss. An ein paar Beispielen zeige ich euch, wieso man das überhaupt wollen sollte und was die Problematik an der ganzen Sache ist.

Anstrengungen


  • 4. Stock? Auf geht’s, ich nehm die Treppe!
  • Heute noch zum Sport? Es muss ja.

Wieso zum Teufel sollte ich die Treppe nehmen? Ich erwarte bereits im zweiten Stock das Basislager, im Dritten das Sauerstoffzelt, aber eine tolle Aussicht gibt es nach dem Aufstieg nicht. Ich fühle mich bescheiden. Meine Pumpe hämmert und Kurzatmigkeit habe ich gerade eben neu definiert. Ihr kennt selber die Antwort, wieso man sich bisweilen durchringt und trotzdem die Treppe nimmt. Weil es eben gesund ist. Jeder Gang macht schlank usw. Wir ziehen das also durch, weil wir ein höher gestelltes Ziel anstreben. 

Ähnlich verhält es sich mit dem Sport. Ich bin sicher, einige von euch bleiben lieber auf der Couch und schauen die nächste Staffel der aktuellen Serie oder leveln noch ein bisschen im Online-Game, anstatt sich aufzuraffen und zum Sport zu gehen. Ok, schauen wir zunächst auf den Verzicht, bevor wir noch eine Stufe tiefer blicken.

Verzicht


  • Ok, nach dem 3. Bier ist Schluss für heute.
  • Nein danke, für mich kein Stück Donauwelle.

Das Glück steht ihm
ins Gesicht geschrieben.
Essen & Trinken (bzw. Genuss) ist geil! Ich persönlich bin ein maßloser Geselle. Die Bierobergrenze, die mich vor dem Kater am nächsten Tag bewahren würde, liegt weit tiefer als die Obergrenze, bei der es mir am Abend selbst noch miserabel gehen würde. Das heißt, dass ich beispielsweise nach dem dritten Bier aufhöre, gelingt mir nur dann, wenn ich mir den nahenden Kater vor Augen halte. Ihr könnt euch denken, wie leicht das klappt, wenn man gerade bierselig im Biergarten den Sonnenuntergang genießt. Neben dem Kater sind es beim Bier natürlich auch die vielen Kalorien, die man zu sich nimmt. Ebenso bei einem Stück Kuchen, der Verzehr ist toll. Es schmeckt super, es macht glücklich. Nun soll ich mich schlecht fühlen, weil ich irgendwann in ein paar Monaten fit aussehen möchte? Nun soll ich also auf diesen kostbaren Genuss verzichten, für dieses fiktive Ich in ein paar Monaten? 

Ich denke, euch sind die Situationen deutlich geworden und ihr habt zahlreiche weitere Beispiele im Kopf. Disziplin ist also die Handlungsfähigkeit, durch Anstrengungen einem fernen Ziel näher zu kommen, bzw. durch Verzicht nicht vom Kurs abzuweichen. Und das allein macht es auch schon so schwer, diese Handlungsfähigkeit aufrecht zu halten. Wir wollen umgehend eine Belohnung bzw. sind negative Auswirkungen in der Zukunft sehr schwer greifbar.

Der Raucher raucht. - Das Lungenkrebs-Risiko ist abstrakt.
Der Dicke frisst. - Diabetes und das metabolische Syndrom sind nur Begriffe für Wikipedia.
Wenn allerdings ein Auto auf uns zurast, dann springen wir zur Seite, diese Gefahr nehmen wir wahr.
Genauso nehmen wir das Glück, das Wohlbefinden nach einem guten Essen wahr.
Wir sind dazu geschaffen, im Hier & Jetzt zu leben.

Disziplin hingegen ist wie ein Kaufvertrag mit der Zukunft. Oder anders gesagt, Disziplin ist eine Einzahlung auf unser Sparbuch. Wir zahlen sofort den Preis, aber die Belohnung erhalten wir erst viel später. Die Währung bei diesem Handel ist unser Glück. Diese Analogie mit einer Währung bzw. die Betrachtung des Ganzen als einen Kontostand wird euch noch öfter begegnen.

Für uns ist die Disziplin also nicht nur der Verzicht (die Selbstbeherrschung), sondern auch die aktive Anstrengung (sozusagen der Verzicht auf die Gemütlichkeit), die wir für unser Abnehmziel angehen müssen. Disziplin zu haben, ist somit etwas, was uns sehr schwer fällt. Aber wäre es denn Disziplin, wenn es nicht schwer fallen würde? Dann passt die obige "Definition" ja nicht mehr. Kann der ~70 kg Mann überhaupt mit Stolz sagen, wie diszipliniert er ist, wenn ihn der Kuchen ohnehin nicht verlockt?
Es ist letztendlich völlig egal. Menschen, für die andere Regeln gelten, können uns nicht weiter helfen, denn sie können uns schlicht nicht verstehen. Auch innerhalb unserer Gruppe wird es starke Abweichungen geben. Was dem einem schwer fällt, ist für den anderen ein Klacks. Allerdings sind uns die Ratschläge anderer Menschen schon so häufig (oft aggressiv) um die Ohren geschlagen, dass wir um Objektivität bemüht bleiben.

Was meint ihr?
Ist euch der Begriff näher gekommen?
Was wollt ihr als nächstes lesen?
Schreibt es mir in den Kommentaren.

6 Kommentare:

  1. Es ist anschaulich und verständlich erklärt, besonders in der Info das Menschen mit anderen Regeln uns nicht weiter helfen können finde ich mich wieder.

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  2. Janina Lohmann18. Mai 2016 um 13:36

    Oh ja, viel Wahres dran! Bin gespannt wie ez weitergeht!

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  3. Hi Edgar,

    Disziplin ... kenn ich, hab ich schon mal im Fernsehen gesehen :-). Treppensteigen gefällt mir sehr gut, kann damit direkt meine augenblicklich etwas desolate Verfassung ablesen. Ansonsten erklimmt man damit den "Gipfel des Erfolgs" und es fühlt sich toll an, die Treppen rauf zu hechten.

    Das mit dem Bier kann ich (leider) nachvollziehen. Es klappt aber schon (immer wieder mal...), die eine Angewohnheit durch eine andere zu substituieren (ich hätt auch ersetzen schreiben können, aber das macht nich so viel her :-))))).

    Ich glaube, ich möchte mein Belohnungsschema modifizieren und erweitern. Schreib doch mal was über Belohnungen.

    Viele Grüße,
    Thomas

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    1. Hi Thomas,
      Belohnungen werden sehr bald behandelt. Zunächst beim Thema "Glücks-Kontostand".
      Später dann auch tiefergehend.

      Grüße
      Ed

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  4. Antworten
    1. Du stellst in Frage, wieso man überhaupt diesem Ideal nachjagen sollte?
      Verstehe ich deinen Kommentar richtig?
      Das entscheidet ja jeder für sich und oft gibt es verschiedene Gründe. Wie weit runter der einzelne möchte, ist ja ebenfalls sehr individuell.

      Oder meinst du was anderes?

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